Nepal (Langtang)

Trekking in Langtang


Kurzer Bericht:
Anreise

Als wir die Einladung bekommen hatten, nach Nepal auf die Hochzeit meines Kollegen zu kommen, haben wir nocht lange gezögert. Die Reiseplanung dagegen hat ein wenig länger gedauert. Da wir nur ca. 10 Tage Zeit hatten, sollte das Trekking in ein Gebiet fallen, dass einfach zu erreichen ist, damit wir auch wenigstens etwas von unserer Zeit im Gebirge haben. Everest und Annapurna fiel aus der Auswahl ebenfalls raus: Zu viele Leute. Also haben wir uns für das Langtang-Tal entschieden.
Nach einer aufreibenden Busfahrt (im wahrsten Sinne des Wortes, fragt meine Knie) mit 9 Stunden nepalesischer Musik auf und rumpeln in einem oben und innen völlig überfüllte Bus, sind wir am Nachmittag in Syabrubesi angekommen und im Gegensatz zu vielen anderen, die dort erst einmal ein Hotel nehmen auch gleich losgelaufen. Leider sind wir langsamer vorran gekommen als geplant und so wurde es Nacht, ehe wir die erste Lodge erreichten. Und die war noch nicht mal für Übernachtungen ausgelegt. allerdings ging es nur Minuten vor uns einem Spanier ebenso. Um es an diesen zu vermieten hatte die alte Mutter der Wirtin bereits ihr Zimmer geräumt und so durften wir mit in das Zimmer hinein und dort übernachten. Mangels Licht gab es das Abendessen (Dhal Bat) zusammen mit den beiden Frauen vor dem Ofen in der Küche, beim Schein einer einzigen Kerze. Mit Händen und Füßen und ein paar Brocken Englisch haben wir uns verständigt, aber mehr war auch nicht nötig. völlig erschöpft sind wir dann auch bald ins Bett.

Aufstieg  nach Kyanjin Gompa
Der nächste Tag, der mit Porridge an einem kühlen morgen vor der Hütte begann sind wir verhältnismäßig weit gekommen. Über steile Stufen. Vorbei ein größeren Ansammlungen von Lodges und dem ersten Blick auf die weiß leuchtenden 6000er und 7000er sind wir bis zur Riverside Lodge auf gut 2800m Meereshöhe. Auch dort war nur eine einzige Person außer uns. ein grund mag gewesen sein, dass wir azyklisch unterwegs waren und die großen, sehr touristischen Lodges gemieden haben. Dort, noch immer im dichten Wald gelegen, konnten wir auch eine ganze Reihe Affen beobachten und fotographieren. Der weitere Weg hat uns immer weiter aufwärts, vorbei an Kontrollpunkten nach Langtang geführt. Aus dem Ort sind wir fast wieder davon gelaufen. Wir mussten uns fast 20 mal rechtfertigen, warum wir genau jetzt, obwohl es schon Nachmittag war, KEIN Zimmer brauchten. Wenig vor Kyanjin Gompa haben wir dann unser Zelt aufgeschlagen, als es schon dämmrig wurde und Nebel aufzog. Der Morgen in der Sonne vor dem Zelt war wunderschön. als wir schon am zusammenpacken waren, kam eine alte Frau daher und machte uns verständlich, dass das ihr Grund sei, und sie von uns jetzt 200 Rupien für die Übernachtung wolle...so ganz haben wir ihr das nicht geglaubt, aber dann doch zähneknirschend gezahlt. Als Tourist ist man hier, wie in vielen anderen Gegenden, nun mal primär eine Geldquelle. Zusammen mit den Erlebnissen vom vorigen Nachmittag in Langtang hat uns dass erst einmal etwas ärgerlich gemacht.

Rein ins Tal und zurück nach Langtang
In Kyanjin Gompa angekommen wurden wir - dieses Mal aber sehr freundlich - von einigen Frauen überredet, doch mal Pause zu machen und eine Yakmilch zu probieren. Man wollte uns auch gleich ein Zimmer vermieten, doch wir wollten weiter, ins Tal hinein. Mit dem Versprechen, dass wir tags darauf wieder kommen, sind wir weiter. Die Frau hat uns voll und ganz vertraut, sie wollte auch kein Geld für die Milch, das könnten wir bezahlen, wenn wir wieder da sind. Vorbei am Langtang Airport (eine Schotterpiste) ging es immer tiefer in das Tal hinein. Vor uns unglaublich hell leuchtende weiße Berge (unter anderem der Langshisha Ri). Und einsam... die Nacht im Zelt war kalt, so kalt, dass das Wasser in den Flaschen gefroren ist und es am Bach Eiskrusten hatte. aber wunderschön und Sternenklar. Schon allein dafür hat es sich gelohnt, das Zelt hier hochzutragen.
Natürlich sind wir zurück zur Moonshine Lodge, das hatten wir versprochen. Und von hier haben wir am kommenden Nachmittag auch versicht, den Kyanjin Ri zu besteigen. auch wenn wir "dank" Höhenkrankheit nur auf den Nebengipfel kamen, war es ein einzigartiger Blick. Auf dem Weg zurück ins Tal haben wir die Käserei besucht und leckeren Käse gekauft. Und dabei ganz zufällig erfahren, dass in Langtang an dem Tag ein großes Fest im Kloster sein sollte. So kam es, dass wir an diesem Tag auch nur 2h gelaufen sind, nämlich nach Langtang zurück. Die jugen Frau, bei der wir übernachten wollte, war dann verzweifelt und total erfreut zugleich. Vor uns hatten schon 4 Schotten gefragt, ob sie bleiben könnten. Und es gab nur ein Zimmer. am Ende haben die vier sich das Zimmer geteilt und wir durfte - umsonst - mit dem Wirtspaar im Gastraum schlafen, auf der Bank.

Fest im Kloster und heim
Das Fest im Kloster war der letzte Teil einer Beerdigungszeremonie. Nach 7 Wochen Trauer wurde nun die Seele ins Jenseits begleitet, es wurde den Verstorbenen gedacht und das Leben gefeiert. Und damit auch die Trauerzeit offiziell abgeschlossen. ein schöner Brauch. Wir wurden - wie auch einige andere Trekker - wie selbstverständlich eingeladen zu Essen, zu trinken, mit zu beten. Wir haben mit den Einheimischen gelacht, mit den Kindern gespielt und durften überall Fotos machen, weilweise wurden wir sogar um Fotos gebeten. Schwer vorstellbar, dass das die gleichen Leute waren, vor denen wir 3 Tage zuvor fast weggelaufen sind. Wir wurden mit Unmengen Dhal Bat, Tsampa und Süßigkeiten gemästet. Es gab Milchtee, Buttertee (daran muss man sich glaub gewöhnen...), Chang (Reisbier) und Raksi (Reisschnaps). Auf die Frage, ob wir uns finanziell beteiligen können, wurden wir um 50 Rupien (50 cent) gebeten... im Vergleich zu den Preisen, die wir in den Lodges bezahlt haben, nichts. Die Frau, bei der wir in Kyanjin Gompa gewohnt hatte, war auch hier. Sie hat mich fest an der Hand genommen und mich mit in den Kreis zum Tanzen gezogen. Sie hätte mich wohl am liebsten gar nicht mehr losgelassen. Es war eine unglaubliche Atmosphäre, so voller Freundlichkeit, Authentizität und Wärme. Ein Abend, den ich niemals vergessen werde. Als wir um 10 in die Betten wollten, hat man uns fast nicht gehen lassen - es sei doch noch so früh!
In zwei weiteren Tagen sind wir zurück ins Tal, zusammen mit einer ganzen Gruppe Leute, die wir in dem Kloster kennen gelernt hatten. Eine bunte Mischung aus Finnen, Holländern und einem Engländer. mit dem finnischen Paar haben wir uns dann auch einen Jeep nach Hause geteilt...nocheinmal Bus? Das war es uns dann doch nicht mehr wert ;-)

Warum Langtang?
Obwohl das Langtang Tal in der Beliebtheit der Trekker an dritter Stelle nach Everest und Anapurna steht, sind es deutlich weniger Touristen hier. Außerdem ist das Gebiet in relativ kurzer Zeit von Kathmandu aus zu erreichen. Wer außer Lodgetrekking noch mehr sehen will kann die Route über den Laurebina La und die Goseinkund Seen oder den Ganja La erweitern. (Für den Ganja La braucht es nach unserem Wissen allerdings viel alpinistische Erfahrung.)

Anreise von Kathmandu nach Sybrubesi in einem Tag:
  • Entweder Bus: Fährt an der nördlichen Ringroad (Achtung: NICHT am Busbahnhof, sondern auf der anderen Seite des Flusses) ab, Fahrzeit 8-9 Stunden, Kosten ca. 3€ pP.
  • Oder mit einem Jeep: Im Hotel fragen. Preis verhandlungssache 80-120€ pro Fahrzeug mit Chauffeur, Fahrzeit ca. 4-6 Stunden. Für eine Rückfahrt meist mehr (wir haben 120€ gezahlt), da der Fahrer meist ohne Fahrgäste nach Sybrubesi kommt.
  • Vorteil Bus: Preiswerter, authentisch, umkompliziert. Vorteil Cheap: schneller, komfortabler (die sitzabstände im Bus sind sehr eng)
  • Infos dazu auch im Lonely Planet Nepal, incl. Beschreibung der Trekkingroute.
Route:
Von Sybrubesi geht es immer das Langtang Tal entlang und normalerweise auf der gleichen Route zurück. Startpunkt auf ca. 1460m geht es am stetig aufwärts. Zwischen den ersten Lodges (nur Essen, keine Übernachtung) und Ghora Tabela ist es am steilsten, dann wird es etwas flacher. Via Langtang - dem Hauptort des Tales - geht es zum letzten bewohnten Ort mit gut 3900m Höhe, Kyanjin Gompa. Von hier können der Kyanjin Ri (4779m) und der Tserko Ri (4948m) bestiegen werden. Der Ort wird majestätisch vom höchsten Berg der Langtang-Kette, dem Langtang Lirung überragt (7227m).
Ab Kyanjin Gompa kann man noch ein gutes Stück weitergehen. Hier werden es immer weniger Leute, Lodges gibt es nicht mehr. Wir sind noch ca. 2 Stunden weiter gegangen und haben dort im Zelt übernachtet.
Die folgenden Bilder zeigen das Langtang im Verhältnis zu Kathmandu, die Trekkingroute (oben am Bildrand ist die tibetische Grenze zu sehen) und das Höhenprofil der Tour.





Übernachtung und Essen:
Für Übernachtung und Essen gibt es sehr viele Lodges.Die Preise für Essen und Getränke sind vom Amt für Tourismus vorgegeben, die Übernachtung ist meist viel günstiger (100-200 Rp = ~1-2€). Die Preise für Lebensmittel steigen mit dem Abstand zur Straße. Wir haben für zwei Personen zwischen ca. 8€ bis etwas über 20€ pro Übernachtung mit Abendessen, Getränken (v.a. Tee) und Frühstück bezahlt.
Unbedingt probieren sollte man die dort hergestellten Milchprodukte aus Yakmilch (Milch, Yoghurt, Käse), in Kyanjin Gompa gibt es eine kleine Käserei, in der man Yakkäse kaufen kann.
Ein typisches warmes Essen ist Dhal Bat: Reis mit Linsensuppe und Gemüsecurry. Das Gemüse ist dabei im Normalfall das, was in den kargen kleinen Gärten hinter den Lodges wächst: Kartoffeln, Kohl etc. Mehr zum Essen in Nepal findet sich in meinem Essensblog (und folgende/vorherige Beiträge)
Die Lodges bieten zur Übernachtung im Normalfall Pritschen mit Matratze, einen Schlafsack braucht man selbst. Die kleinen Zimmer sind auch komplett ungeheizt, ein warmer Schlafsack ist also Pflicht.

Formalitäten:
Für das Trekking in Langtang benötigt man die TIMS (Trekkers Information Management System) und ein Permit. Das Permit kostet ca. 10€ und die TIMS Card 20€ (bzw. 10€ für organisierte Gruppen, Stand 2011). Beides gibt es im Tourismusbüro in Kathmandu und muss im Vorfeld eingeholt werden.

Fotos:



 









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